Arbeitskonzept

Die Besonderheit meines wissenschaftlichen Konzeptes liegt in der Verbindung von Arbeitswissenschaft, Gesundheitswissenschaft und Biographieforschung. Ich bin interessiert am Herausfinden neuer Ideen und Hypothesen. Hierfür müssen auch entsprechend angepasste Methoden genutzt oder entwickelt werden. Mein Motto ist:

»Nicht nur in ausgetretenen Pfaden laufen,
sondern neue Wege gehen, um Neuland zu entdecken!«

Neues lässt sich nur über den Weg entdecken, sich tiefer auf die subjektive Lebenssituation der Befragten einzulassen. Besonders fruchtbar ist es hierbei, an scheinbaren Widersprüchen – so z.B. zwischen hohen Belastungen und Zufriedenheit - anzusetzen und den in ihnen steckenden Verästelungen nachzugehen. Methodisch Erfolg versprechend sind hier qualitative Methoden, so insbesondere biographisch orientierte offene Interviews und interpretative Verfahren („Hermeneutik“). Deren Vorgehen folgt ebenso strengen methodischen Kriterien – Angemessenheit, Gültigkeit, Nachvollziehbarkeit – wie in anderen Methodenschulen auch.

Ich möchte mich auf diese Weise von der Wirklichkeit belehren, ja: irritieren lassen. Nur so kann ich Hypothesen, nur so kann ich letztlich eine Theorie über die Wirklichkeit gewinnen, die mehr ist als nur deren Abziehbild und die auch nicht der Gefahr unterläuft, immer nur eigene Vorurteile zu reproduzieren.  Wesentlichen Anteil an der Entwicklung meines Forschungskonzeptens hatte ein Arbeitskreis mit dem Titel

 

Naturwissenschaft

Mein Verhältnis zu den Naturwissenschaften ist ambivalent. Meiner Ausbildung zum Chemielaboranten verdanke ich sehr viel, und mein Interesse an Grundsatzfragen der Chemie ist ungebrochen. Unvergesslich der Einblick in das Innere der materiellen Welt, den Linus Pauling (zweifacher Nobelpresiträger: für Chemie und für Frieden) uns jungen Menschen mit seinem unkonventionellen Lehrbuch gab. Zugleich sind die Auswüchse der Chemie schreckenerregend: die Chemisierung unseres Lebens, die Gefahren für unsere Lebensgrundlagen, für Pflanzen, Tiere und Menschen. All diese gilt auch für die Atomphysik, für die Molekularbiologie und viele weitere Bereiche von Wissenschaft und Technik. Wissenschaft kann nicht von ihrer Anwendung getrennt werden, sie ist nie "neutral". Wissenschaft, und eben auch Naturwissenschaft, ist immer eingebunden in eine Weltsicht, ein Weltverständnis, eine Weltanschauung. Mich haben schon in meiner Lehrzeit - auch wenn ich damals vieles noch gar nicht verstand - Themen fasziniert, die sich mit philosophischen und theologischen Fragen der Quantentheorie befassten. Auch diese Faszination hat sich bei mir bis heute erhalten. Ich möchte an dieser Stelle auf einen Aufsatz des Wiener Physikers Hans Primas hinweisen, der sehr eindrücklich die Eingebundenheit von Naturwissenschaft und Weltanschauung aufzeigt:

Hans Primas (1991)

 

Leiblichkeit und Hermeneutik

Dieser im Zentrum für Sozialpolitik auf Anregung von Prof. Dr. Rainer Müller 1994 gegründete Arbeitskreis und 2007 eingestellte AK bestand in der Kerngruppe aus folgenden Mitgliedern: Dr. Wolfgang Hien (Bremen), Dr. Enno Neumann (Ottersberg) und Dr. Dr. Thomas Schulz (UKE Hamburg, Inst. für Medizin-Soziologie).

 

In diesem AK, der leibphilosophische, kultursoziologische, phänomenologische, hermeneutische, psychoanalytische und konstruktivistische Sichtweisen miteinander zu verbinden suchte, flossen langjährige wissenschaftliche Erfahrungen zu einer einmaligen Gruppenkompetenz zusammen. So z.B. führte Dr. Neumann bereits in den 70er Jahren federführend qualitative Studien zum Krisenbewusstsein der Werftarbeiter der AG Weser durch, welche 1983 geschlossen wurde. Dr. Schulz befasste sich mit Fremd- und Selbstdefinitionen von Krankheiten und Erkrankten. Von Bedeutung ist seine These von der Selbstkontextualisierung der Patienten, insofern sie eigene, biographisch eingebettete Erklärungsmuster für ihre Situation suchen und in Bezug zur erfahrenen medizinischen Therapie setzen. Der AK sichtete und rezipierte Literatur zum Themenfeld der „Leibhermeneutik“ und hat sich zur Aufgabe gesetzt, anhand ausgewählter verschrifteter narrativer Interviews hermeneutisch und tiefenhermeneutisch latente Sinnstrukturen vergesellschafteter Individuen in ihrer jeweiligen Arbeits- und Lebenssituation - unter besonderer Berücksichtigung psychischer und somatischer Erkrankungs- und Gesundungsprozesse – herauszuarbeiten. Die Orientierung des AK lässt sich als Versuch beschreiben, die emprische Methode der Hermeneutik auf die leibliche Situation der Menschen und ihren leiblich-biographischen Entwurf hin zu erweitern.

Artikel zur Theorie der Leiblichkeit

 

Arbeitskontakte und Arbeitsteam

Forschunsgprojekte kann niemand alleine bewältigen. Es bedarf eines äußeren und eines inneren Netzwerkes. Das äußere Netzwerk gründet sich in vielfältigen Kontakten im Feld - wir sprechen hier von Multiplikatoren - sowie vielfältigen Kontakten im wissenschaftlichen Bereich, insbesondere bei Kolleginnen und Kollegen, die an ähnlichen Themen arbeiten. Ohne Feld-Kontakte geht gar nichts; die wissenschaftlichen Kontakte sind wichtig für Unterstützung, Kritik und zuweilen auch Korrektur. Von besonderer Bedeutung ist die Verbindung von qualitativer und quantitativer Forschung. Ohne eine epidemiologische Einbettung unserer qualitativen Ergebnisse würden diese gleichsam im "luftleeren Raum" schweben. Umgekehrt treiben qualiative Fragen auch die epidemiologische Forschung voran.

Das innere Netzwerk besteht aus einem kleinen verlässlichen Team. Ich kann die Interviews, die für ein "rundes" Projekt nötig sind, nicht alleine durchführen. Hier sind regelmäßig mehrere Mitstreiter/innen im Einsatz, teilweise Multiplikatoren, die im jeweiligen Projekt eine wichtige Rolle spielen, teilweise "feste freie Mitarbeiter/innen", die zugleich auch den Kern des Interpretationsteams bilden. Inhaltsanalytische und vor allem hemeneutische Interpretationsarbeit - die Satz-für-Satz-Analyse - ist auf das Vergleichen mehrerer Lesarten angewiesen. Eine derartige Arbeit ist nur im Rahmen einer Gruppenintepretation möglich. Die Mitglieder des Kernteams sollen im Folgenden kurz vorgestellt werden. 

Gudrun Funk, studierte Pädagogik an der Universität Oldenburg, Diplomarbeit zum Thema: „Der Bund Deutscher Mädel (BDM) in der Hitlerjugend als Erziehungs- und Sozialisationsinstanz. Eine Untersuchung anhand von autobiographischer Literatur", Weiter­bildungen in Gesprächsführung, systemischer Beratung und Mediation, zur Zeit in einer sozialen Einrichtung tätig. Wissen­schaftliche Mitarbeit im Forschungsbüro, insbesondere Durchführung narrativer Interviews und Beteiligung an kollektiven Interpretationen.

Thomas Schulz, Sozial- und Gesundheitswissenschaftler, Dr. rer. pol. et Dr. Public Health, Forschungsarbeiten zur kulturellen Konstruktion von AIDS, zur Selbstkontextualisierung von Patienten bei der Inanspruch­nahme alternativer Heilverfahren, zur Tätigkeit von Betriebsärzten und Sicherheitsfachkräften in Kleinbetrieben u.a., wissenschaftlicher Assistent am Institut für Medizinische Soziologie des Universitäts­krankenhauses Eppendorf, zur Zeit in der Politikberatung tätig. Eigene Projekte (siehe Kooperationspartner) und wissen­schaftliche Mitarbeit im Forschungsbüro, insbesondere Durchführung narrativer Interviews und Beteiligung an kollektiven Interpretationen.

Bild des Interviewer- und Interpretationsteams

Renate von Schilling, langjährige Erfahrung als Verwaltungs­angestellte, Mitarbeit in einer Vielzahl von Projekten des Zentrums für Sozialpolitik der Universität Bremen, derzeit: freiberufliche Tätigkeit, insbesondere Transkription narrativer Interviews und wissenschaflicher Texte.

Arbeitsfoto Renate von Schilling

 

Arbeitsteam "Arbeitsbedingungen in der Pflege"

Durch Aufträge hinsichtlich Befragungen und Befragungsauswertungen zur Situation der Pflege in den kommunalen Kliniken Bremens ergab sich ein weiterer Arbeitsschwerpunkt des Forschungsbüros. Neben dessen Leiter sind folgende Wissenschaftlerinnen beiteiligt:

Sonja Kapp, Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin (Ausbildung und Tätigkeit an der Medizinischen Hochschule Hannover), Erfahrung in der Kinderkrankenpflege und der Altenpflege, B.A. Public Health in Bremen, Bachelorarbeit zum Thema: "Ein neues Aufgabensprektrum für die Pflege vor dem Hintergrund der strukturellen veränderungen im Gesundheitswesen in Deutschland". Hauptarbeitsgebiete im Bereich Pflege und Gesundheitspolitik, Mitarbeit bei Befragungen und wissenschaftlichen Auswertungen, Organisierung und Moderation von Fachveranstaltungen.

Andrea Gonnermann, Gesundheits- und Krankenpflegerin (Ausbildung und Tätigkeit an der Medizinischen Hochschule Hannover), Erfahrung in der Kinderkrankenpflege und der Altenpflege, B.A. Public Health an der Universität Bremen, aktuell Studium im Public-Health-Master-Programm, Auslandserfahrung (National Centre in HIV Epidemiology and Clinical Research in Sydney / Australien), Tätigkeit in der epidemiologischen Forschung, Mitarbeit bei wissenschaftlichen Auswertungen von Befragungen.

Foto des Pflegeforschungsteams

Gemeinsam erstelltes Gutachten für ver.di Bremen